Prof. Dr. Jörg Luy, Berlin

Seit 2013 Geschäftsführer im eigenen Institut für angewandte Tier-, Natur- und Umweltethik (Privates Forschungs- und Beratungsinstitut für angewandte Ethik, INSTET gemeinnützige GmbH, Berlin)

  • 6 Jahre Juniorprofessor für Tierschutz und Ethik an der FU Berlin
  • Fachtierarzt für Tierschutz und Tierethik
  • Doppelstudium Tiermedizin/ Philosophie
     

Kurzinterview mit Prof. Dr. Jörg Luy
Welche Person oder welches Ereignis hat Sie in Ihrer bisherigen Ausbildung am meisten geprägt oder beeindruckt?

- Ich bemühe mich seit zwei Jahrzehnten darum, insbesondere Naturwissenschaftlern Ethik, Moral und gesellschaftlich verbreitete Werte nahe zu bringen. Dass nicht wenige Naturwissenschaftler nur schwer einen Zugang zu diesen Themen finden, hat meine Arbeitsweise, die sich inzwischen deutlich von der in der Ethik üblichen unterscheidet, bleibend beeinflusst.
Warum haben Sie diesen Beruf gewählt?
- Mit Tiermedizin und Philosophie habe ich meine natur- und geisteswissenschaftlichen Interessen aus der Schulzeit ins Studium mitgenommen. Da das Thema Gerechtigkeit mich schon immer beschäftigt hat, entwickelte sich Tierethik allmählich zur Schnittstelle zwischen beiden Studiengängen.
In einem Satz: Die Quintessenz Ihrer bisherigen Arbeit
- Als Zwischenfazit meiner Beschäftigung mit den drängendsten Fragen der Tier-, Natur- und Umweltethik würde ich zwei größere Defizite anführen. Zum einen wird seitens der Ethik der intersubjektive Charakter der verbreitetsten gesellschaftlichen Werte noch nicht allgemein anerkannt; und zum zweiten wird von Seiten derer, die beruflich tier-, natur- oder umweltethisch problematische Tätigkeiten ausüben, viel zu wenig Entgegenkommen entwickelt, um – schon aus Eigeninteresse – die zu erwartende gesellschaftliche Sanktionierung ihres Fehlverhaltens zu verhindern.
Wie sehen Sie sich selbst in zehn Jahren?
- Keine Ahnung. Prognosen leiten sich aus Erfahrungen unter gleich bleibenden Bedingungen ab. Da sich derzeit die gesellschaftliche Debatte zu tier-, natur- und umweltethischen Themen in einer rasanten Entwicklung befindet, die bereits ihre Schatten auf eine Art „Revolution“ in der Landwirtschaft wirft, ist vieles möglich.
Welchen Tipp haben Sie für unsere Kursteilnehmer?
- Sprechen Sie mit Ihren Kindern sowie mit Laien in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis über die ethisch-moralischen Aspekte Ihrer Tätigkeit. Sie werden staunen – und Sie werden nachdenklich werden.
Zu guter Letzt: Wenn Sie ein Doppelleben führen könnten: Welches wäre das zweite?
- Das „Doppelleben“ führe ich ja schon.